4.2.2015 - Endlich ist es soweit
Endlich der 4. Februar, das Datum, an dem ich meine Oma in Panama Stadt treffen würde. Trotzdem war der Tag noch lang und vor allem deshalb, da er schon um 4:00 Uhr morgens für mich begann. Ich quälte mich aus dem Bett, es war kalt, aber es regnete nicht. Ich machte die letzten Sachen fertig und alles im Mondlicht, denn meine Taschenlampe gab es ja nicht mehr. Dann ging ich hinunter. Orlando war wach und suchte Batman, damit mich Diego schnell mit dem Pferd zum Hafen bringen konnte. Schnell - von wegen. Batman wollte wohl so früh nicht richtig. Ich hatte meinen Rucksack auf dem Rücken und deshalb mussten wir langsam reiten, sonst wäre ich heruntergefallen. Aber es gab einige Passagen, wo Batman ziemlich stur war, umdrehte und loslief oder einfach stehen blieb... Einmal musste ich absteigen und beim Aufsteigen lief er weg, bevor ich oben war. Ich fiel hin, Diego auf mich drauf und zu allem Überfluss trat mir Batman dann auch noch auf den Fuß und blieb gemütlich darauf stehen. Diego musste ihn da wegschubsen und dann weiter zum Hafen. Es war nicht mehr weit und so lief ich zu Fuß. Um 5:00 Uhr fuhr ich mit Justino und Donildo im Mondlicht und bei Vollgas hinunter und schon 20 Minuten später waren wir in Bonyik. Wir nahmen das allererste Taxi, was kam und fuhren nach El Silencio. Alles noch geschlossen. Dort warteten wir, Justino brachte mir Naso bei. Irgendwann kam dann auch Daniel mit einem Taxi angefahren und mit ihm fuhr ich weiter nach Changuinola. Dort trieben wir die Zeit tot, bis es ENDLICH 16:00 Uhr war und dann fuhr ich mit einem Taxi zum Flughafen und Daniel machte sich auf den Weg nach San Felix zu einer Konferenz. Ich stieg in den Flieger und nach 45min landete ich in Panama. Dort erwartete mich ein Taxifahrer, der mich ins Hotel brachte, wo Oma bereits auf mich wartete. Ich lief auf sie zu. Wir freuten uns so ungemein. Nach 6 Monaten und wenig Kontakt endlich wiedertreffen! Am Abend erzählten wir uns noch einiges und schauten die Bilder von Omas vorheriger Reise durch Costa Rica und Nicaragua an. Dann gingen wir ins Bett, denn morgen früh startete das Programm.
5.2.2015 - Zugfahrt am Kanal entlang/Festung San Lorenzo
Heute morgen mussten wir früh aufstehen. Wir wurden um 6:20 Uhr am Hotel abgeholt und hatten davor gerade mal 20min Zeit zum Frühstücken, was echt wenig war bei dem Buffet, was es gab. Uns wurde unser Reiseleiter vorgestellt: Felipe. Mit ihm und dem Fahrer waren wir eine nette Vierergruppe und hatten Glück damit, denn so wurde das Programm super individuell. Wir fuhren also zum Bahnhof und stiegen in den "Panama Canal Railway-Zug" ein. Dort nahmen wir zuerst Platz in einem Panorama-Wagon und schauten von dort aus die erste Hälfte an. Felipe erzählte uns dabei einiges. Später gingen wir hinunter in ein offenes Abteil und machten von dort aus viele Fotos, während uns der Wind die Haare zerzauste. Es war landschaftlich wirklich super und wir bekamen sogar 2 Krokodile zu Gesicht. Dieser Zug fuhr auf der Strecke, die früher für die Kanalbauten benutzt wurde und nachdem von einem/r Regierungsvorsitzenden alle Züge abgeschafft worden waren, hatte eine Privatperson diese Strecke gekauft, den Zug wieder renoviert und diese Attraktion daraus gemacht. Und es lohnt sich wirklich. Wir sind von Panama Stadt aus gestartet und wurden in Colón rausgelassen. Dort wartete schon unserer Fahrer auf uns und wir fuhren zu einem Schleusentor, was noch nicht eingebaut worden war. Kurze Pause dort, um ein paar Fotos zu schießen und anschließend fuhren wir zur Gatun-Schleuse, um diese zu besichtigen. Man konnte ein altes Zahnrad sehen, denn früher wurden die Schleusentore per Hand aufgekurbelt. Außerdem gab es 2 Züge, die die Aufgabe hatten, die großen Schiffe in der Mitte vom Kanal zu halten, das heißt sowohl vorne als auch hinten fahren je 2 Züge nebenher und halten das Schiff, das mit Drahtseilen verbunden ist, so auf der Spur. Die zwei ausgestellten Wagons waren ältere Modelle, die nun nicht mehr genutzt werden. Danach gingen wir auf eine Aussichtsplattform hinauf und schauten einem Containerschiff dabei zu, wie es durch 3 Kammern geschleust wurde und insgesamt auf 26m angehoben wurde. In einer Schleusenkammer verweilt ein Schiff 8min, und in dieser Zeit werden Unmengen an Wasser hinaus- bzw. hineingepumpt. Nachdem das Schiff durch war, gingen wir wieder zum Fahrzeug und wurden nun zu der San Lorenzo Festungsanlage gebracht. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch eine alte amerikanische Siedlung, die die Amerikaner bis 1999 bewohnt haben, also in der Zeit, in der sie die Eigentums-und Landrechte des Panamakanals hatten. Mittlerweile sind die Gebäude ziemlich verfallen und werden als militärischer Übungsplatz benutzt. Sie werden mit Absicht in dem Zustand gehalten und sogar bewacht und nicht an Großtourismusunternehmen verkauft, da die Strände noch unberührt sind und man den Massentourismus dort verhindern möchte, da das Gebiet in einem Naturschutzgebiet liegt. Weiter gings zur San Lorenzo Festungsanlage, eine Anlage auf einer Klippe am Rio Chagres, der dort in die Karibik mündet. Diese Festungsanlage war gut durchdacht und wurde dazu benutzt, Gold zu lagern. Es gab drei große Hallen, die früher gefüllt waren. Man schätzt eine Besatzung von etwa 2000 Mann. Zudem war die Anlage vor allem zur Meerseite hin mit etlichen Kanonen ausgestattet. Es gab Wassergräben, in die das Regenwasser abfließen konnte. Die Hauptkonzentration war allerdings auf die Meerseite gerichtet und so geschah es, dass eines Tages eine Truppe diese Festung von der Landseite aus angriff, nachdem sie ihr Schiff hinter einer Landzunge versteckten, die man von der Festung aus nicht sehen konnte. Da es vermutlich nur ein oder zwei unaufmerksame Wachposten auf der Landseite gab, waren die Soldaten überrascht und mussten ein kleines Sümmchen an Gold abtreten. Steht im Internet bestimmt noch mehr zu. Auf dem Festungsgelände gab es einen Baum mit einigen Oropendula Nestern. Aus dem Auto heraus sahen wir dann noch Brüllaffen auf dem Rückweg. Unser Fahrer hielt an und wir konnten super Fotos machen, da die Bande sehr nah war. Nun fuhren wir nach einer kurzen Mittagspause im Hotel zur Albrook Shoppingmall, wo wir einige Erledigungen machten, unter anderem kaufte ich mir eine Gitarre, denn hier habe ich Zeit, Motivation und Gelegenheit mir das selber beizubringen, bzw. es von Daniel beigebracht zu bekommen. Abends machten wir es uns gemütlich und ich schaffte es endlich mal wieder, den blog zu updaten. Wurde auch Zeit.
Hier noch ein Video der Brüllaffen:
6.2.2015 - Die Emberaa Indianer
Das Highlight meines Panama-Aufenthaltes mit meiner Oma. Darauf habe ich mich am meisten gefreut, der Besuch bei den Emberaa. Morgens wurden wir um 8:20 Uhr abgeholt und wieder mit Felipe und dem Fahrer fuhren wir zum Hafen, wo die Emberaa uns erwarteten. Sie waren in bunte Lendenschurze gekleidet und trugen Perlenröcke darüber. Obenrum waren sie mit Stirnbändern oder Ketten geschmückt und fast alle trugen Armreifen. Ganz anders als die Nasos. Gleich am Anfang kam uns der Häuptling entgegen, der eine Konferenz hatte. Mal ein bisschen über die Emberaa. Dieser Stamm kommt eigentlich aus der Gegend Darien und hat dort auch immer noch 2 Comarcas, in der die Emberaa immer noch unberührt im Dschungel leben. Eine kleine Gruppe wurde allerdings vertrieben und musste sich in der Nähe von Panama Stadt niederlassen. Dort können sie allerdings kaum Landwirtschaft betreiben, da es ein Naturschutzgebiet ist und so haben sie sich auf den Vorschlag der Regierung hin, dem Tourismus geöffnet. Mit Einbaumbooten, die denen der Nasos ähneln, wurden wir auf eine kleine Tour über den Fluss Changres mitgenommen und anschließend ins erste der drei Dörfer gefahren. Dort wurden wir von einer Gruppe Männer empfangen, die Musik machten undzwar mit natürlichen Instrumenten. Einer spielte sogar auf einem Schildkrötenpanzer. Anschließend kamen wir in ein riesiges Gebäude mit lauter Ständen voll mit Artesanías und in der Mitte gab es Platz zum Tanzen und Musik machen. Aber noch war da nichts los. Wir bekamen einen kurzen Vortrag über die Lebensweise, die Geschichte, die Kunst und die Traditionen der Emberaa und dann wurde uns Mittagessen serviert. Patacones con pescado frito. Nach dem Essen gingen wir etwas weiter hoch in die Communidad und schauten uns ein wenig die Häuser und den Aufbau des Dorfes an. Man so ziemlich der größte Unterschied zu den Nasos ist, ist, dass die Emberaa alle nahe beianander und als eine große Familie oder ein großer Stamm leben. Sie haben einen Häuptling, den alle respektieren und sie leben und arbeiten als Gemeinschaft. Es gibt zwei Gemeinschaftsaufenthaltshäuser. Nur der Häuptling hat ein Handy, um Kontakt zu den Touri-Agentouren und anderen zu halten, alle anderen besitzen keine Technik, die mit Strom funktioniert. Was allerdings etwas modern ist, sind die Motoren für die Boote und andere Geräte, die mit Benzin arbeiten, z.B. chapiadora. Früher haben sie die Boote mit Palancas (Steuerstäben) gelenkt. Nun wurden wir in die Markthalle gerufen und bekamen dort eine Illustration der Musik und der Tänze. Bei einem wurden wir auch aufgefordert mitzutanzen und so tanzten wir alle gemeinsam zur Musik.
Hier sieht man einen der traditionellen Tänze:
Hier sieht man einen der traditionellen Tänze:
Später bekamen wir Gelegenheit die Kunstgegenstände anzuschauen und ich schlug zu. Vieles kannte ich schon, aber einiges war auch neu für mich. Zum Beispiel machten die Nasos Holzarbeiten meist aus Zedro und die Emberaa benutzen ein super schönes rötliches Holz namens Cocobolo. Ein Indianer kam auf mich zu und fragte ob ich ein Tattoo aus natürlicher Farbe haben wollte und ich stimmte zu. Während er mir ein Muster auf den Arm malte, was etwa 2 Wochen halten wird, unterhielt ich mich mit zwei anderen Emberaa und als sie erfuhren, was ich hier in Panama machte und dass ich bei den Nasos lebe, boten sie mir an, auch mal bei ihnen eine Zeit zu verbringen. Sie waren sehr neugierig und ich würde sie gern nochmal besuchen. Leider war die Zeit dann schon um und wir wurden mit den Booten wieder zurück zum Hafen gebracht. Ich habe diesen Ausflug wirklich genossen und ich mag die Emberaa wirklich sehr. Ein überaus freundlicher, offener, neugieriger, traditioneller, gemeinschaftlicher Stamm!!!
7.2.2015 - Kanalfahrt: Skyline und Schleusen
Wieder Kanalprogramm, doch dieses mal vom Wasser aus. Wir stiegen in ein großes Passagierschiff für Kanalseeing ein und ergatterten uns einen super Platz auf dem obersten Deck ganz vorne. So hatten wir während der Fahrt einen super Blick auf die Skyline von Panama, tausende von Pelikanen, andere Schiffe, die Schleusen, zwei Brücken über den Kanal und vieles mehr. Wir fuhren an einem Yachthafen los und dann an dem Museo de la biodiversidad vorbei, mit Blick auf die Skyline unter der ersten Brücke durch und dann in die erste Schleuse hinein. Dort wurden wir von zwei Schleppern begleitet, die aufpassten, dass der Kapitän das Schiff richtig in die erste Kammer hineinlenkt. Bevor wir in die Schleuse gefahren sind hat sich und ein Boot genähert und den Lotsen abgesetzt, der den Kapitän durch die Schleuse begleiten würde. Es dauert nur 8min bis man in einer Kammer um 8 Meter angehoben wurde und dann in die zweite Kammer gelangt, wo man dann nochmal in 8min 8 Meter angehoben wird. Während dieses Prozesses wurde ein anderes Kanaltourenboot an unseres dran gebunden und nebeneinander passten die immer noch locker in den Kanal. Den ersten hatten wir nun hinter und gelassen und es ging weiter auf einem natürlichem See bis zur zweiten Schleuse. Diesmal gab es nur eine Kammer mit 10 Metern Höhendifferenz. An dem höchsten Punkt des Kanals ist man also 26m über dem Meeresspiegel. Nun dauerte die Fahrt schon nicht mehr lange, denn vor der dritten Schleuse stiegen wir aus und wurden von Bussen zurückgefahren. Insgesamt haben wir eine Tour von 7:00 Uhr bis 14:30 Uhr bekommen mit Kommentar über die Geschichte und Abläufe des und im Kanal(s). Der Kommentator hat das wirklich super gemacht und es war super interessant. Wir bekamen sogar ein kleines Frühstück und Mittagessen serviert und Bananen gab es auch massenweise. Die Tour hat sich fototechnisch und wissenstechnisch wirklich gelohnt und die Organisation des ganzen war top geplant und umgesetzt. Tja, das war dann auch schon unser letzter Tag in Panama und morgen geht´s dann auf nach Sieykin MIT Oma Nonna. Das wird auch eine schöne Zeit. Ich melde mich dann bald wieder aus dem Dschungel zurück (hoffentlich).