Tag 1, 19.2.2015 - Aufbruch nach Klowo
Trotz der politischen Krisensituation, die hier in den letzten Tagen herrschte, inklusive dem Besuch von ANAM (der Naturschutzbehörde) und der Polizei hier in Sieykin am Donnerstag den 12. Februar, hatten wir zum einen zusammen mit Jörn und dann auch mit Edwin und Adolfo beschlossen, das Projekt wie geplant weiterzuführen und heute am 19. Februar 2015 nach Shublollik aufzubrechen. Allerdings kam noch ein anderes Problem hinzu, das uns die Expedition fast vereitelt hätte, und zwar Regen. Seit Samstag hatte es fast ununterbrochen tags und nachts geschüttet und der Rio Teribe war so hoch angestiegen wie noch nie, sodass man den Fluss noch nicht einmal mit einem Motorboot überqueren konnte, da riesige Baumstämme im reißenden Wasser nach unten trieben. Aber seit Dienstag war herrlichstes Wetter und so beschlossen wir gestern abend relativ kurzfristig, dass wir heute aufbrechen würden. Wir waren uns recht sicher, dass der Fluss mittlerweile so stark abgeschwollen war, dass wir ihn in Klowo würden überqueren können. So suchten wir gestern noch hektisch alles nötige an Proviant zusammen und brachen dann heute morgen auf. Jaguar (Maleku), Marie, Justino und ich gingen von hier aus gegen 7:00 Uhr los zu Edwin, wo uns unsere anderen Tourgefährten schon erwarteten. Bis wir allerdings endgültig losliefen, war es bereits 9:00 Uhr. Den Weg nach Klowo kannten wir ja mittlerweile gut und dort wo wir früher noch Pausen gemacht hatten, liefen wir nun einfach weiter. Auf dem Weg fanden wir 3 Schlangen, klein, aber deshalb nicht weniger giftig. Die einzige Pause war die Mittagspause in Wezdam. Es war nun schon das dritte mal, dass wir kein Lunch von Letizia mitbekommen hatten und so aßen Marie und ich trockenes Brot, während die anderen Reis mit Rührei und Hühnchen verdrückten. Nach Wezdam kommt nur noch ein Mini-Aufstieg und dann geht's bergab bis zum Fluss. Dieser war immer noch höher als gewöhnlich, aber wir konnten ihn mit dem kleinen Boot problemlos überqueren. Nun noch ein bisschen flussaufwärts zum Lagerplatz. Das Holzgerüst zum Aufspannen der Plane am Strand, wo wir vorher immer geschlafen hatten, war vom Hochwasser weggespült worden. Aber mittlerweile war das Haus von Edwin so weit, dass wir darin übernachten konnten. Während die anderen loszogen, um zu fischen, Gemüse zu suchen etc., half ich Justino und Marlon dabei, dass Zinndach provisorisch aufzubauen und den Fußboden aus Holztafeln schlafbereit auszulegen. Dann aßen wir zu Abend und legten uns schlafen, was insofern ziemlich ungemütlich war, da der Rauch der Feuerstelle, die unterhalb des Hauses war, zu uns hoch zog und wir ziemlich eingeräuchert wurden. Der Himmel war sternenklar und es regnete nicht, das Wetter war ideal.
Tag 2, 20.2.2015 - Weiter nach Shublollik
Tja, heute teilte sich unsere Gruppe. Bernado, Ruben, Justino und Liki blieben in Klowo, um das Haus weiterzubauen und Antonio, Juan, Marlon, Edwin, Jaguar, Marie und ich machten uns fertig für die Wanderung nach Shublollik. Antonio, für uns trotz der schon abgelegenen Lebensweise hier, immer noch der Waldschrat, hatte sich ein Netz auf den Rücken geschnallt, an das er alles mögliche drangebunden hatte, bis hin zu einem Löffel mit Schnur, der fröhlich vor sich hin baumelte. Wenn man nach Shublollik geht, kommt es einem so vor, als würde man bis zum Himmel hinaufsteigen, denn es geht ständig bergauf und das nicht unbedingt sachte. Noch immer nicht an dem ersten Berggipfel angekommen, kommt ein Ausblickspunkt, von dem aus man ein schönes Bergpanorama mit Flusslauf sehen kann. Dann, kurz genossen, weiter bergauf, auf allen Vieren durch einen Tunnel aus Caña und dann noch ein Stück zur Spitze. Dort oben sind Erde und Laub sehr trocken und es wächst viel Kaktus, sodass man rechts und links aufpassen muss, denn dort pieksts und der Gang ist schmal. Der Weg führt nun ein Stück bergab zu einem Bach und von dort wieder hoch auf den nächsten Berg. Nochmal das Gleiche. Dieses Mal aßen wir unser Mittagessen (Reis) unten an dem Bach. Der letzte Anstieg auf fast 1000m, dann die Kamerafallen eingesammelt und Abstieg bis zum Teribe nach Shublollik. Dort angekommen badeten wir uns, bauten das Lager auf und kochten das Abendessen. Währenddessen machten Marie und ich noch eine Kamerafallenanalyse und schrieben auf, wie viel Batterie und Speicherplatz jede hatte. Wir wechselten Batterien aus und setzten die neuen Speicherkarten ein. Außerdem stellten wir eine Spurentabelle auf, in die wir alle Tiere eintrugen, die wir direkt oder indirekt gesehen hatten. Es gab viele Tapirspuren (Kot, Fußabdrücke), Jaguarspuren, Vögel (Tucan, pajaro campañero, martín montañero, Motmot etc.). An dem Platz war unebener Sandboden und es war eng. Wir legten Blätter auf den Sand, suchten uns nach Zecken ab (hier gibts verdammt viele!) und legten uns in unsere Schlafsäcke.
Tag 3, 21.2.2015 - Aufstellen der Kamerafallen
Heute Nacht hatte es etwas geregnet und auch als wir aufwachten, nieselte es noch. Es war kalt. Dennoch mussten wir heute los, um die Kamerafallen neu aufzustellen. Als wir gegen 8:00 Uhr das Camp verließen; Juan und Jaguar blieben zurück; regnete es recht stark und die Wege waren schlammig. Wir stiegen den Berg hoch und liefen an antiken Mahlsteinen vorbei und über alte Fincas mit Kakao, Brotfrucht, Pifá und mehr. Es ist noch nicht so lange her (etwa 100 Jahre), dass Nasos hier oben gelebt haben. Die Mutter von Antonio zum Beispiel war eine davon und heute sieht man eben immer noch die Spuren. Von den Häusern ist allerdings nichts mehr zu sehen. Durch den Regen und die schlammigen Wege rutschte ich einmal gut aus und einen Hang hinunter und hatte danach eine eindeutige Schokoladenseite. Der Weg, den es früher einmal gab, war quasi nicht existent und so dauerte es ewig alles freizuhacken. Wir mussten uns teilweise durch Dornengestrüpp schlagen und dann kamen wir einmal in eine Sackgasse. Wir kamen oben an einem Wasserfall aus und hatten von hier keine Chance, diesen zu überqueren. Also mussten wir den mühsam gebahnten Weg wieder zurück und weiter unten das ganze nochmal machen. Dort konnten wir dann überqueren und dann mussten wir wirklich steil direkt neben dem Wasserfall nach oben klettern. Danach gings den Berg weiter hoch, hoch, hoch durch Farn. Oben angekommen liefen wir den Gipfel entlang und suchten den Punkt, an dem man zum Fluss absteigen konnte, aber es hatte einen heftigen Sturm gegeben und überall waren riesige Bäume umgekippt, sodass wir diesen nicht gefunden hatten. Wir stellten eine Kamerafalle in der Nähe von Jaguarkot auf und dann trennten wir uns. Ich nahm 3 Kamerafallen und lief mit Marlon schon wieder Richtung Lager, um diese auf dem Rückweg aufzustellen. Wir hatten allerdings keine Machete, da Marie, Antonio und Edwin, die nochmal etwas abstiegen beide mitgenommen hatten. So mussten wir beide auf allen vieren durchs Gestrüpp und den Platz der Kamerafallen mit den Händen freimachen. Das nahm einiges an Zeit in Anspruch. Insgesamt waren Marlon und ich 10 und Marie und die anderen 11 Stunden unterwegs gewesen. Oben auf dem Berggrad habe ich mit Antonio eine riesige Schlangenhaut gefunden und er meinte die wäre von einer Bushmaster (bestimmt 3-4m lang). Zum Glück wars nur die Haut. Außerdem mussten wir super vorsichtig sein, denn dort oben gab es hunderte von Goloffas. 2-3cm große schwarze Bullet Ants, die ordentlich zubeißen können. Aber es ist zum Glück nichts passiert. Zudem haben wir Mono Colorado gesehen, eine ganze Bande. Abends waren wir ziemlich k.o. und sind früh schlafen gegangen, nachdem wir uns noch in dem 10 Grad warmen Fluss gebadet hatten.
Tag 4, 22.2.2015 - Zurück nach Klowo
Heute standen wir im Morgengrauen auf, denn wir hatten wieder einen langen Weg vor uns. Wir mussten zurück nach Klowo. Das war nun der 4. Tag in Folge laufen und wir spürten die drei vorangegangenen in unseren Knochen. Frühstück, Sachen packen und auf geht's. Der Extrem-Anstieg auf fast 1000m stand bevor und wir bewältigten ihn in etwa 1 1/2 Stunden. Dann wieder runter zum Bach, hoch zum Gipfel, wo Marie mit ihrer Mutter telefonierte, runter zum Bach, Mittagessen, hoch zum Gipfel und von da aus etwa 2h lang in flottem Tempo Abstieg. Was wir da alles so runterliefen waren wir vorher mal hinaufgestiegen und ich wunderte mich, wie weit das gewesen war. Gegen 15:00 Uhr kamen wir am Haus an und ich sprang von einem 30cm hohen Baum. Meine Knie waren so kaputt, dass ich beinahe einfach eingeklappt wäre. Nun hatten wir es aber geschafft. Das Haus hatte mittlerweile das richtige Dach und den Boden befestigt und außerdem schon ansatzweise Wände. Wir gingen Baden und genossen die Sonne mit dem Wissen, dass wir morgen zurück nach Hause fahren würden. Justino hatte das Balsa bereits fertiggestellt. Nach dem Baden legte ich mich ins Haus und legte die Spurentabelle an. Außerdem gingen mir diese Dinge durch den Kopf:
Während der gesamten Tour, vor allem in Shublollik, habe ich extrem viel an meine Familie und an zu Hause gedacht, mir vorgestellt, wie ich mit Mama und Papa und Leona über den Weihnachtsmarkt gehe, während ich mich hier in Panama mitten im Regenwald in der Hitze durch das Dickicht schlage. Offensichtlich hat mir der Winter doch ein bisschen gefehlt oder es war in dem Moment in der Sonne so heiß, dass ich mir kühles Wetter wünschte. Und nach dieser Dschungelkost, ständig trockener Reis, trockene Nudeln, Ñame oder Kochbananen entweichen meine Gedanken doch oft mal zu den deutschen Köstlichkeiten und ich unterhalte mich mit Marie, der es genauso geht über: Tomaten mit Schafskäse, dunkles Körnerbrot mit Quark und selbstgemachter Marmelade, Mamas Blätterteigquiche, Kartoffelauflauf mit Erbsen und überbackenem Käse, Pflaumenkuchen, Müsli, Bologneselasagne, Nudeln mit Pesto und Parmesan, Äpfel aus dem Vorgarten, Obstquark, einen Eisbecher mit Streuseln, Pizza, Burritos, Käsespätzle, Engadiner Nusstorte, gekühlte knackige Schokolade mit Nüssen, grüner Salat mit Tomate Gurke Avocado und Joghurtsoße... Aahhh, es gibt schon einiges, was ich hier vermisse und das ist nicht nur das Essen. Der Unterschied nach Hause ist hier in Shublollik nach vier Tagen im Dschungel einfach viel zu extrem, um nicht an Deutschland zu denken. Wenn wir dann morgen wieder in Sieykin sind und in 3 Tagen zum Zwischenseminar nach Costa Rica aufbrechen, wird sich das wieder ändern.
Während der gesamten Tour, vor allem in Shublollik, habe ich extrem viel an meine Familie und an zu Hause gedacht, mir vorgestellt, wie ich mit Mama und Papa und Leona über den Weihnachtsmarkt gehe, während ich mich hier in Panama mitten im Regenwald in der Hitze durch das Dickicht schlage. Offensichtlich hat mir der Winter doch ein bisschen gefehlt oder es war in dem Moment in der Sonne so heiß, dass ich mir kühles Wetter wünschte. Und nach dieser Dschungelkost, ständig trockener Reis, trockene Nudeln, Ñame oder Kochbananen entweichen meine Gedanken doch oft mal zu den deutschen Köstlichkeiten und ich unterhalte mich mit Marie, der es genauso geht über: Tomaten mit Schafskäse, dunkles Körnerbrot mit Quark und selbstgemachter Marmelade, Mamas Blätterteigquiche, Kartoffelauflauf mit Erbsen und überbackenem Käse, Pflaumenkuchen, Müsli, Bologneselasagne, Nudeln mit Pesto und Parmesan, Äpfel aus dem Vorgarten, Obstquark, einen Eisbecher mit Streuseln, Pizza, Burritos, Käsespätzle, Engadiner Nusstorte, gekühlte knackige Schokolade mit Nüssen, grüner Salat mit Tomate Gurke Avocado und Joghurtsoße... Aahhh, es gibt schon einiges, was ich hier vermisse und das ist nicht nur das Essen. Der Unterschied nach Hause ist hier in Shublollik nach vier Tagen im Dschungel einfach viel zu extrem, um nicht an Deutschland zu denken. Wenn wir dann morgen wieder in Sieykin sind und in 3 Tagen zum Zwischenseminar nach Costa Rica aufbrechen, wird sich das wieder ändern.
Tag 5, 23.2.2015 - Abfahrt mit dem Balsa
Wie fast jedes Mal fuhren wir heute wieder mit dem Balsa ab. Der einzige Unterschied war, dass wir 2 Balsas hatten und 2 Leute, die steuern konnten, also pro Balsa nur einen. So fuhr Jaguar (Maleku) mit Edwin auf dem einen Balsa und Marie und ich mit Justino auf dem anderen. Wir machten unser Gepäck an Gepäckständern fest und wagten uns auf den Fluss. Ich half mit einer Palanca vorne mit beim navigieren, was ich das erste Mal machte und was wirklich nicht einfach ist und einen enormen Kraftaufwand voraussetzt. Schon bei der ersten Corriente fiel Jaguar fast hin, hielt sich am Gepäckständer und brach diesen ab. Also erste Pause. Wir lenkten die Flöße ans Ufer und bauten einen neuen. Weiter gings. Es war anders, da nur Justino da war, der wirklich wusste, wie man navigiert. Wir drehten uns mehrmals im Kreis und fuhren streckenweise mit dem Rücken nach vorne. Oft kippten wir fast um und fielen dabei ins Wasser oder während sich das Floß gefährlich schräg stellte ließ Marie los und ich warf mich mit Justino auf die hochstehende Seite, sodass wir das Gleichgewicht wiederfanden. Marie war nun vor dem Floß und schwamm mit der Strömung vor uns her, was langsam gefährlich wurde, da die nächste Strömung auf uns zu kam und wir alle nicht wollten, dass Marie über die Steine getrieben wird. Also stürmte ich nach vorne und reichte Marie die Palanca aus, da sie von alleine nicht wieder aufs Floß gekommen wäre und zog sie ran. Kurz danach brausten wir durch die Stromschnelle hindurch. Die Fahrt blieb spannend, aber bis Tmiiyic schafften wir es ohne weiteren Zwischenfall (1. Hälfte des Weges geschafft). Dort legten wir erneut an und machten eine Angelpause. Edwin hatte Regenwürmer dabei und angelte. In 5 Minuten hatte er 3 Fische am Haken. Ich dachte mir, das kann nicht sein! Also ging ich zu ihm, probierte es selbst und hatte ebenfalls in kurzer Zeit 3 Fische gefangen. Ich übergab wieder an Edwin und als alle Regenwürmer aufgebraucht waren, packten wir die 17 Fische ein und fuhren weiter. Die schlimmsten Stellen hatten wir bereits hinter uns gebracht. Da Marie auch mal steuern wollte, übergab ich die Palanca an sie und stellte mich in die Mitte des Floßes. Nicht lange und Marie schaffte es die Palanca zu verhaken und zu verlieren. Also musste Justino alleine steuern, das Floß geriet etwas außer Kontrolle und wir sausten über jeden Stein hinüber. Beim letzten Stein der Stromstelle kenterten wir dann. Diesmal schafften wir es sofort uns aufs Floß zu ziehen und dieses an eine Insel zu lenken. Wir sprangen wieder ins Wasser und mit Edwin, der auch angehalten hatte, drehten wir das Floß wieder um. Alle Rucksäcke noch da und Gepäckträger noch heile. Mein GPS, das ich in der Außentasche des Rucksacks hatte, zeichnete den Track fröhlich weiter und ich markierte die Stelle des Kenterns. Weiter ging die Fahrt. Marie nahm die Ersatzpalanca und nach etwa weiteren 20min fiel sie wieder ins Wasser und nun war auch diese Weg. Der Rest des Weges verlief vergleichsweise ruhig und wir kamen abends in Sieykin an. Immer wieder von Neuem ein riesiges Abenteuer!
Ein Balsavideo inklusive Fast-Kentern ist leider noch in meiner GoPro in Sieykin. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich dies nachtragen!