17. August
Obwohl heute Sonntag war, arbeiteten alle. Wir standen frueh auf, um die Kamerfallen einzusammeln. Raffael kam, um uns abzuholen. Als wir losgingen, regnete e simmer noch und deshalb schnitt Rafael uns drei Palmblaetter ab, die wir als natuerlichen Regenschirm benutzten, bis der Regen nachgelassen hatte. An dieser Stelle ein kurzer selbstkomponierter Song (von Marie):
Es war einmal ein Indianer,
der lebt im fernen Panama,
sein Haupt dort sehr viel Regen litt,
drum er sich einen Palmhut schnitt.
Der Palmhut war besonderer Art,
nicht so wie man ihn kennt und mag,
es war vielmehr ein grosses Blatt,
von ner Banane abgekappt.
Wir gingen querfeldein, sammelten Kamerafallen ein und schlugen uns dann zu Daniel durch, der mit Adolfo und seinen Kindern Mais saete. Der Hang war steil und ohne Baeume war es dort sehr heiss. Wir durften auch helfen: Immer im Dreieck drei Loecher von etwa 1m Abstand und dann vier Maiskoerner hinein. Im Dezember kann er dann geernet waren. Nach einem kurzen Mittagsvesper (Reis) stiegen wir gemeinsam ab. Den Weg kannten wir beide noch nicht und man konnte es auch kaum Weg nennen, eher eine Schlammrutsche. Man musste sich ganz schoen konzentrieren, um die Kontrolle ueber die Schritte zu bewahren. Der Rueckweg zog sich viel mehr in die Laenge als wir erwartet haben, beeindruckt wie selbst die Kleinste (sieben Jahre alt) nach stundenlanger Feldarbeit tapfer marschierte. Zu Hause waren wir ziemlich kaput. Wir schnitzten noch an unseren Bambusbechern und hatten eine Besprechung mit Odesen. Der Ablauf des Projekts ist noch nicht ganz klar und immer wieder stossen wir auf Hindernisse und und Missverstaendnisse.
18. August
Wir hatten nichts vor und verbrachten den Grossteil des Tages im Haus. Draussen regnete es unablaessig und so widmeten wir uns Schnitzereien und einigen Tests mit den Kamerafallen. Jetzt sind die endgueltigen Einstellungen festgelegt. Untaetigkeit und schlechtes Wetter schlagen uns (besonders in Kombination) aufs Gemuet und dann wandern die (zumindest meine, Maries) Gedanken gerne mal in die Heimat.
Abends sassen wir noch lange mit Adolfo und Davis zusammen und besprachen unser Projekt. Davis, der aelteste Sohn von Leticia studiert Biologie und moechte uns bei unserer Arbeit helfen. Da er unter anderem Erfahrung mit Kamerfallen hat und grosses Fachwissen zur Flor und Fauna hat, koennte er uns eine grosse Hilfe sein. Irgendwann stand Orlando, der den Tag in Changuinol verbracht hatte und lange auf sich warten liess, einfach hinter uns. Er hatte im Dunkeln den Fluss ueberquert und von Bonqik bis Sieykin (10 bis 15 km) gelaufen.
20. August (von Marie)
Die letzten Tage haben wir nicht viel gemacht. Das Wetter liess auch vieles nicht zu, zum Teil regnete es heftig. Gestern Abend fand Johanna einen Skorpion in ihrem Zimmer. Die Nacht war nicht besonders erholsam, nachdem sich der Skorpion on Johannas Regal verdrueckt hatte und wir nicht sicher waren, ob er einen von uns beiden in unseren Betten besuchen wuerde, Dazu kam heftiger Regen, Sturm, schlimmer Juckreiz (Moskitos) und Halsschmerzen. Ja, die Tropen warten momentan mit “Kaelte” und Unwirtlichkeit auf.
Wir kriegen endlose Geschichten zu hoeren, die den nasos nun wirklich zum falschen Zeitpunkt einfallen. Darin geht e um grosse Herden wilder wuetender Schweine, um viele giftige Schlangen, um weite Distanzen und Gefahren durch Regen und Kaelte und um das Esen, dass es in den Bergen angeblich NICHT gibt. Wir zaehlen auf die Erfahrung und Kompetenz der Nasos (die sich bisher bewiesen hat) und auch auf etwas Glueck.
Heute hat mir Leticia die Haare geschnitten. Sie hat eine andere Definition von “Haare schneiden koennen”. Die machte einen Pferdeschwanz und schnitt radikal alles ab. Damit war fuer sie der Friseurtermin eigentlich erledigt. Fuer mich nicht, ich war ein bisschen entsetzt. Aber “Tranquillo, asi es da vida en el tropico”!
Wenn wir tatenlos an grauen Tagen im Haus sitzen und sonst niemand da ist, komme ich nicht umhin ueber meine schoene Heimat zu sinieren. Und dann ueberkommt mich nun doch Sehnsucht. Ich erinnere mich oft an schoene Herbsttage daheim. Als Kind in der Pfalz mit meiner Familie, im schoenen Allgaeu oder bei Nebel im Schwarzwald. Ich denke auch wehmuetig an tolle Sommerlager, die ich dieses Jahr missen muss. Ich erinnere mich an gemuetliche Winter in unserem alten Haus, an Weihnachten, an meine Familie und an gegenseitiges Haare flechten mit meiner Schwester. Und auch an liebe Menschen in Kenzingen, die mir manchmal fehlen, wie meine Freunde und meine Familie. Wie gut es ist zu wissen, was fuer ein tolles, vermissenswuerdiges Zuhause ich- bei all dem Abenteuern und Freuden der Tropen – habe!
Panama riecht nicht von oben bis unten nach Bananen. Panama riecht auch nach Schokolade. Der Geruch von frisch geroesteten Kakaobohnen erfreut uns in letzter Zeit haeufig und wir moechten ihn gerne mit nach Deutschland nehmen. Auch den von frisch gebackenem Brot mit Bananen.