12.2.2015 - Wanted
Heute stand mal etwas anderes auf dem Programm. Wir wollten Orlando helfen, der Mutter von Dalila zu helfen. Sie hat eine Nervenkrankheit und liegt den ganzen Tag in der Hängematte. Die Küche des Hauses war morsch und baufällig und so war der Plan für die nächsten Tage, die alte Küche abzureißen, neue Posten zu setzen und eine neue Küche zu bauen. Alle gingen schon vor, außer Diego und ich, denn wir wollten mit Batman noch Bananen ernten gehen, sowohl für uns als auch als "Leckerchen" für die Pferde. Nachdem wir zwei Säcke gefüllt haben, brachten wir diese nach Hause und ritten mit Batman zum Haus, um dort zu helfen. Zuerst wurden Löcher für die Posten gegraben, dann wurden die Pfosten hineingesetzt, ausniveliert und schließlich durch das feststampfen der Erde befestigt. Dann gingen wir mit Enrique lange Holztafeln und -balken von einem anderen Haus zu der neuen Küche zu schleppen. Jeder musste 6 mal gehen. Irgendwann erfuhren wir, dass die ANAM-Truppe und die Polizei auf dem Weg waren und mit uns sprechen wollten. Die Stimmung war komisch, wie im Film und schließlich standen 6 Leute da, einschließlich einem Militärtyp mit Schussweste, Uniform, Stiefel und Waffe. Diese Gruppe wollte mit Marie und mir sprechen und baten uns vom Baugerüst herunter. Sie sagten uns, dass wir illegal in Sieykin wären und wollten wissen, ob wir Genehmigungen für unseren Aufenthalt und unsere Studie hätten. Wir gingen mit ihnen zu unserem Haus und zeigten unser Visa. Der Polizist hatte keine Ahnung, meinte wir hätten ein Touristenvisum und keinen aktuellen Stempel. Sie fotografierten unsere Pässe ab und notierten sich einige Sachen und behaupteten weiterhin, wir wären illegal hier und müssten uns eine Genehmigung für die Studie abholen wofür wir am Donnerstag nach Changuinola sollten. Als sie dann weg waren machten wir ne kleine Krisensitzung mit Letizia, Adolfo und Orlando, anschließend gingen wir wieder die Küche bauen. Die Situation war ernst und wir, vor allem natürlich Marie und ich, machten uns viele Gedanken, denn das könnte das Ende unseres Projektes bedeuten. Leider sind hier alle Behörden korrupt und die ANAM würde uns niemals die Genehmigung ausstellen, da sie zwar die Naturschutzbehörde dieser Region sind, aber trotzdem auf der Seite des Staudammprojektes stehen. Abends ritt ich mit Orlando auf Batman nach Hause und dann hatten wir eine Reunion mit allen möglichen Leuten aus unserem Arbeits- und Freundeskreis und besprachen die Situation. Es war ein super Gespräch, aber als das sich wieder den Finanzen zuwendete, wurden Marie und ich rausgeschickt und es wurde wieder ungemütlich.
13.2.2015 - Regen
Auch heute war wieder Küche bauen angesagt. Allerdings schüttete es ohne Ende. Letizia, Orlando, Marie und die Kinder gingen schon vor, Diego der Faulpelz blieb zu Hause und ich ging auf die Suche nach Batman und band ihm die Zügel an, um ihn zur Arbeit mitzunehmen. Der Plan war heute für das Dach Blätter zu schneiden und zum Haus zu bringen. Bei dem Wetter eine tolle Aussicht, nichts desto trotz machten wir uns auf den Weg. Im Haus warteten wir eine ganze Weile, ob Enrique auftauchen würde, aber er kam nicht. So gingen wir mit Orlando und dem Freund von Dalila los, um die Hojas zu schneiden. Einen Hügel hoch, auf dem Grad entlang, Hügel runter, am Bach entlang, Hügel hoch, und dort machten wir die Bündel fertig. Das dauerte bestimmt 3h und wir waren die ganze Zeit dem strömenden Regen ausgesetzt. Es wurde immer kälter und als wir endlich fertig waren, hatten wir alle Gänsehaut. Doch beim Tragen der schweren Bündel vor allem den Hügel hoch wurde uns schnell warm. Wir aßen zusammen zu mittag und dann machten uns Marie, Anghelo und ich auf den Weg nach Hause mit Batman, den wir für das Blätter holen nun doch nicht mitgenommen hatten.
14.2.2015 - Beginn der Sinflut
Heute Morgen sind Orlando&Co zu Enrique aufgebrochen, um dort zu arbeiten, Marie ist schon früh zum Hafen gegangen, um nach Changuinola zu fahren und ich hab einen neuen Zeichenauftrag bekommen, mit dem ich angefangen habe. Dieses Mal soll ich eine Kriegsszene auf die Holzwand bringen. Mittags bin ich dann mit meiner Gitarre zu Isaac gegangen, um Gitarre zu spielen, dort war allerdings nur Daniel. Allerdings konnte der das auch und so spielten wir zusammen. Nachmittags gingen wir in die Kirche und dort waren dann auch Isaac und Familie und Adolfo und Familie. Es war ein schöner Gottesdienst mit vielen Liedern und einem Spiel für die Jugendlichen. Anschließend gingen wir alle wieder zu Isaac und dort spielten wir nun zu dritt bis spät in die Nacht. Es fing an extrem zu regnen und wir waren alle so müde, dass sie mich fragten, warum ich nicht dableiben würde. Und so verbrachte ich die Nacht dort.
15.2.2015 - Gefangen auf der anderen Flussseite/Fischen mit dem König
Es hatte die ganze Nacht heftig geregnet und heute musste ich früh nach Hause, da Adolfo mit mir um 7:00 Uhr auf eine Reunión nach Sieyllik wollte, um mit dem Coregidor die Probleme mit der Polizei und ANAM zu besprechen. So packte ich nur kurz ein Heft ein und dann machten wir uns immer noch im Regen auf den Weg zur anderen Flussseite. Daniel stieß zu uns und gemeinsam setzten wir mit dem kleinen Boot über den schon stark angestiegenen Fluss. Als wir dann beim Coregidor ankamen, waren wir schon nass. Wir bekamen heiße Schokolade und redeten dann über die vergangenen Ereignisse. Es stellte sich heraus, dass der Coregidor, der auf unserer Seite steht, sehr besorgt war und meinte, dass die Polizei und ANAM ohne seine Erlaubnis überhaupt nichts im Gebiet der Nasos zu suchen hätten und seine Erlaubnis hatten sie nicht. Das hat die ganze Sache schonmal deutlich beschwichtigt. Um 9:00 Uhr begann dann eine Reunión mit allen möglichen Politikern der Nasos; der König war auch dabei. Ich durfte allerdings nicht zuhören und so ging ich zu Daniel nach Hause, um dort zu warten, was mir aber schnell langweilig wurde, da auch Daniel nicht da war. Als um 13:00 Uhr immer noch kein Fortschritt zu sehen war und ich langsam Hunger bekam, da ich noch nicht gefrühstückt hatte, ging ich zum Laden. Dort stellte ich mich unter, denn es regnete immer noch. Ich kaufte mir einen snack und dann unterhielt ich mich noch mit dem Ladenbesitzer, Adolfo Bercio, der mich dann irgendwann in sein Haus bat, wo wir das Gespräch fortführten und seine Frau gerade Artesanía machte. Gegen 16:00 Uhr war die Reunión dann beendet, was ich allerdings nicht mitbekommen hatte und ich rannte schnell zu Daniels Haus, um dann mit Adolfo zurückzukehren. Allerdings war der schon weg. Jemand hatte alle mit einem Motorboot übergesetzt. So war ich bei "Daniel" gefangen und wir verbrachten die Nacht fischend mit niemand anderem als dem König höchstpersönlich. Der Fluss war nun so heftig angestiegen wie noch nie und wo vorher Strand war, stand man nun knietief im Wasser. Wir fischten mit Netz und hatten 2 mal das Glück einen Fisch zu fangen, den man in der Größe sonst nur in Shublollik erwischt. Da ich keine Klamotten mithatte, wurde mir abends ziemlich kalt und ich bekam einen Pullover und eine Decke. Wir unterhielten uns und legten uns dann schlafen. Der Regen prasselte ununterbrochen auf das Dach und ab und zu war das so laut, dass fragte ich mich, welche Tropfengröße gerade vom Himmel fiel.
16.2.2015 - Besuch vom Jaguar
Am nächsten Tag wollte ich eigentlich früh den Fluss überqueren, aber es hatte so stark geregnet, dass ich im Moment keine Chance hatte. Auf dem Wasser trieben riesige Baumstämme dahin. Im Moment regnete es nicht und so zogen wir noch einmal mit dem Fischernetz los. Wir gingen hoch bis wir den Strand von Sieykin "sehen" konnten. Auch der war unter Wasser. Wieder hatten wir Glück mit dem Fang. Als wir dann nach Hause kamen spielten wir Gitarre und Daniel sagte, er würde mich gegen Mittag mit dem großen Boot übersetzen. Und so kam es dann auch. Endlich kam ich in Sieykin an, nach 2 Tagen auswärts. Marie war gestern aus Changuinola zurückgekehrt und hatte Jaguar, einen indigenen der Malekus aus dem Projekt EcoCentro Danaus, mitgebracht.
17.2.2015 - Müllschilder, Batman vs. Steine, Rätsel
Für heute und morgen war der Plan angesetzt, die Müllschilder weiterzumachen, das hatten wir auf der letzten Reunión beschlossen. Marie, die sonst immer dafür tönt alle Pläne müssen eingehalten werden, beschloss allerdings Carelli zu besuchen. So blieb ich mit Adolfo und Jaguar zurück und zu dritt arbeiteten wir an den Schildern. Es fehlte eine riesige Übersichtstafel und zwei kleine. Ich zeichnete die Übersichtstafel vor, Adolfo karvte eine kleine aus und Jaguar malte die, die schon ausgekarvt war, an. Bis zum Mittagessen machten wir riesige Fortschritte. Orlando war wieder zu Nicanor und so ritt ich mit Batman dahin. Allerdings wollte dieser überhaupt nicht den Fluss überqueren, als wir das aber geschafft hatten, lief er super. Adolfo und Jaguar wollten zum Fluss und so ritt ich dann auch dahin, aber sobald Batman über Steine musste, ging er keinen Schritt. Nachdem ich also beim Fluss war, der schon wieder ordentlich abgeschwollen war, ritt ich zu Justino und Isaac hoch und sagte ihnen das mit Batman. Mit Justino schaute ich mir die Hufe an und diese waren etwas "flojo", sodass sich kleine Steinchen immer hineinbohrten, was ihm natürlich weh tat. Es ist wie wenn wir über spitze Kieselsteine barfuß laufen. Ich ließ Batman da, denn wir wollten ihn erstmal schonen, und ging zu Fuß nach Hause. Abends setzten wir uns mit Adolfo, seinen Kindern und Jaguar bei Adolfo zusammen und Jaguar erzählte Rätsel. Zum Beispiel:
100 Tucane sitzen in einem Baum, mit einem Gewehr schießt man einen ab. Wie viele bleiben übrig? (Na? Antwort bitte als Kommentar hinterlassen).
100 Tucane sitzen in einem Baum, mit einem Gewehr schießt man einen ab. Wie viele bleiben übrig? (Na? Antwort bitte als Kommentar hinterlassen).
18.2.2015 - Maleku Bogen
Heute ging ich mit Raul (Sohn von Adolfo) und Jaguar los, um Pifá zu suchen. Wir fanden eine umgestürzte Palme und aus dieser holten wir einige Holzstücke heraus, die wir für Pfeil und Bogen verwenden wollten. Dabei muss man aber vorsichtig sein, denn die Pifá-Palme hat lange Stacheln. Auf dem Rückweg stach mich ein Palito (ein Zweig) ins Knie und hinterließ ein blutendes Loch. Tat aber nicht weh. Zu Hause bauten Jaguar und ich einen Maleku-Bogen, der sich in der Form ein bisschen von denen der Nasos unterscheidet. Später ging ich noch zu Isaac, denn Luisa hatte mich eingeladen, mit ihr Brot zu backen. Allerdings war ich noch nicht lange dort, da kam Edwin an und sagte es gäbe jetzt eine Reunión. Marie war gerade mit Justino losgezogen, um Mandarinas zu pflücken. Also ging ich mit Edwin wieder zurück zu Adolfo und wir beschlossen kurzer Hand, dass die Expedition am nächsten Tag stattfinden würde, da der Fluss hoffentlich genug gesunken sein würde, um ihn in Klowo überqueren zu können. So mussten Edwin und ich nun von Laden zu Laden rennen und alle Lebensmittel zusammensuchen, was nicht leicht war, da durch das Hochwasser niemand runter konnte und alle Läden quasi ausverkauft waren. Nach 3 Läden hatten wir dann alles zusammen. Ich ging wieder zu Luisa und dort backten wir noch Brot, welches wir dann auch auf die Expedition mitnehmen würden. Aus lauter Hektik hatte Luisa allerdings das Backpulver vergessen und so waren die Fladen flach und hart anstatt fluffig und luftig. Abends machte ich mir noch eine Liste mit den Sachen, die ich mitnehmen wollte und dann ging ich früh ins Bett.